«Die Einzelperson darf nicht vergessen werden». Warum Arbeitsgemeinschaften im Gesundheitswesen funktionieren oder nicht funktionieren.


David Giauque, Professor für Soziologie an der Universität Lausanne, will verstehen, wie es Gruppen von Menschen in Organisationen gelingt, sich zu verständigen und zusammenzuarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Der Experte ist überzeugt, dass eine Arbeitsgemeinschaft in einer öffentlichen Einrichtung nur funktionieren kann, wenn ein Gleichgewicht besteht zwischen Vorgaben von oben und der informellen Regulierung innerhalb der Teams, bei der gegenseitiges Helfen und Uneigennützigkeit häufig wichtige Elemente sind. «Dies kann in gewissen Einrichtungen wie zum Beispiel in Spitälern äusserst komplex sein.» An solchen Orten seien unter Umständen Dutzende verschiedener Berufe vertreten: Pflegepersonal, Ärztinnen und Ärzte, technisches Personal, Verwaltungsangestellte und so weiter. «Jeder Beruf bildet eine Gruppe mit eigenen Regeln und Werten sowie mit einer eigenen Vorstellung von Zusammenarbeit.» 

Speziell im Gesundheitswesen treffen unterschiedliche Wertesysteme aufeinander: Beispielsweise hat das Pflegepersonal das Gefühl, keine gute Arbeit mehr zu leisten, weil immer mehr Zeit mit dem Ausfüllen von Formularen verloren geht, die dann für die Patientinnen und Patienten fehlt. Wenn man nur die Leistung anschaut und vergisst, weshalb die Pflegenden diesen Beruf gewählt haben, kann es sein, dass sie irgendwann keinen Sinn mehr darin sehen», erklärt er. Damit es trotzdem mit allen zusammenklappe, brauche es ein Management, das auf die einzelnen Berufsgruppen zugeschnitten sei, dies auf der Grundlage von gemeinsamen institutionellen Regeln. «Dabei darf auch die Einzelperson nicht vergessen werden». 

Die Einbindung der verschiedene Berufsgruppen im Gesundheitswesen ist nur ein Aspekt, für das Personalerhaltungs-Management ist auch eine effiziente und generationenübergreifende Zusammenarbeit wesentlich. Gemäss dem Schweizerischen Bundesamt für Statistik machten im Jahr 2022 die 50- bis 64-Jährigen ein Drittel der Erwerbspersonen aus. In den nächsten Jahren dürfte dieser Anteil weiter steigen. Für das Personalerhaltungs-Management ist daher eine effiziente und generationenübergreifende Zusammenarbeit ein absolutes Muss.

Organisationen werden bei der Rekrutierung der selbstbewussten Generation Z und dem gleichzeitig zunehmenden Fachkräftemangel vor grosse Herausforderungen gestellt, auch wegen der Knappheit an gut ausgebildeten Fach- und Führungskräften in diversen Branchen. Dies wird zunehmend zu einer Herausforderung für Unternehmen jeder Grösse.

Es gilt ein Klima zu schaffen, in dem Arbeitnehmer aus den verschiedenen Generationen bereit sind, voneinander zu lernen. Durch diesen kollegialen Austausch von Wissen wird vor allem intergeneratives Verständnis, Einfühlungsvermögen und Toleranz für die Unterschiede gefördert.

Wie kann dies gelingen? Ein aktives Generationenmanagement vereint die positiven Aspekte von jüngeren und reiferen Mitarbeitenden. Dadurch wird unter anderem sichergestellt, dass Know-how und Erfahrung nicht aus Angst vor Zurückstufung oder Arbeitsplatzverlust zurückgehalten, sondern regelmässig ausgetauscht und frühzeitig übertragen werden. Auf diese Weise erhalten nicht nur Einzelperson von unterschiedlichen Professionen, sondern auch von diversen Altersgruppen die Möglichkeit sich persönlich einzubringen und einen wichtigen Beitrag zur Arbeitsgemeinschaft beizusteuern.   


Weitere Informationen: Die Projekte von David Giauque im Datenportal des SNF

www.kmu.admin.ch/kmu/de/home/aktuell/news/2019/generationenmanagement-als-wichtige-herausforderung-fuer-kmu.html



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