«Entwicklungspotential in der Spitex»

Das MP Expertengespräch zum Thema «Entwicklungspotential in der Spitex» mit Markus Reck, CEO der Spitex Zürich, die im Auftrag der Stadt Zürich mit über 1500 Mitarbeitenden Pflege-, Hauswirtschafts- und Betreuungsleistungen für jährlich rund 10'000 Kundinnen und Kunden erbringt.


Markus Reck, herzliche Gratulation zur Wahl als CEO der neuen Organisation Spitex Zürich, die sich aus den beiden bisherigen Betriebsteilen Spitex Zürich Limmat und Spitex Zürich Sihl zusammensetzt. Begleiten Sie hier eine Liebesehe oder eher eine Zwangsheirat? Besten Dank! Ich habe mich sehr über meine Wahl gefreut und gehe die Aufgabe mit viel Zuversicht, aber auch Respekt an. Was das Zusammengehen angeht, trifft der Begriff «Vernunftehe» es wohl am besten: Die Stadt Zürich gewichtet in ihrer neuen Altersstrategie 2035 die ambulante Pflege und Betreuung zuhause stärker. Die Anforderungen an Spitex-Organisationen steigen. Darum ist ein Zusammengehen vernünftig und sinnvoll. Spitex Zürich ist im ganzen Stadtgebiet in allen Quartieren tätig. Unsere Wurzeln liegen in der Stadt Zürich – und unsere Zukunft auch. Deshalb haben wir 2022 beide Betriebe juristisch und finanziell fusioniert. 2023 setzen wir das mit dem organisatorischen Zusammengehen fort.


Ein neuer «Corona-Winter» steht vor der Tür, dazu müssen wir mit Blackouts in der Stromversorgung rechnen. Mit welchen Massnahmen sorgt Spitex Zürich für die Sicherheit ihrer Kunden und Mitarbeitenden? Wie Corona die nächsten Monate unsere Spitex-Organisation betreffen wird – ob Kundinnen und Kunden oder Mitarbeitende – müssen wir abwarten. Im ersten Quartal 2022 waren wir aufgrund der Vorgaben zur Isolation stark betroffen. Aktuell belasten die Erkrankungen weiterhin, aber in geringerem Ausmass und die Teams wissen sich zu organisieren. Was die Energieversorgung angeht, gehen wir im Moment nicht von einem Blackout aus, sondern von partiellen Stromabschaltungen für einige Stunden. Wir haben eine Taskforce eingesetzt, welche die Situation im Detail analysiert hat und die Entwicklung laufend verfolgt. Wir sind an 21 Standorten in der ganzen Stadt präsent. Entsprechend rechnen wir damit, dass wir auch bei einer zeitlich begrenzten Teilabschaltung immer irgendwo im Betrieb weiterhin mit Strom versorgt werden. Wir können also arbeiten und die Versorgung unserer Kundinnen und Kunden sicherstellen.


Spass, Freiheit und Action mit diesen Stichworten will die Spitex Zürich neue Mitarbeitende gewinnen. Klingt cool, aber welche Massnahmen sind tatsächlich notwendig, um junge Leute längerfristig für die Spitex zu begeistern? Die sogenannte „Generation Z“ bleibt in einem Unternehmen durchschnittlich nur etwa zwei Jahre. Für uns ist es wichtig, ihnen einen Vertrauensvorschuss zu geben und sie von Beginn weg voll in die Teams zu integrieren. Sie sollen ihren Einsatzrahmen stufengerecht mitgestalten und gleichzeitig die Verantwortung für ihr Tun übernehmen. Schliesslich ist dieser Generation ein kontinuierlicher Austausch und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe wichtig. Alle diese Voraussetzungen erfüllt Spitex Zürich. Die vielen positiven Rückmeldungen unserer Kundinnen und Kunden motivieren unsere Mitarbeitenden auf allen Stufen. Das Zwischenmenschliche, das Individuelle in jedem Einsatz macht die Arbeit in der Spitex aus, macht sie abwechslungsreich und interessant. Das ist sinnstiftender Ansporn und tägliche Motivation für alle unsere Mitarbeitenden, gleich welchen Alters.


«Spitex zwischen Staat und Markt» heisst das Buch, welches Sie  als Spezialist für Public Affairs und Betriebsökonom herausgebracht haben. Wie präsentiert sich dieses Spannungsfeld aktuell und mit welchen Entwicklungen rechnen Sie künftig? Die Finanzierung von Spitex-Dienstleistungen und die Rolle der öffentlichen Hand beschäftigt die Gesundheitspolitik dauernd. Gerade hat das Parlament entschieden, die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen (EFAS) auf die Langzeitpflege, also die Pflegeheime und die Spitex auszuweiten. Es bleibt also spannend und mein Buch, das 2015 erschien, wird wohl (nicht nur in diesem Punkt) irgendwann aktualisiert werden müssen – wenn es denn meine zeitliche Verfügbarkeit zulässt. Momentan gilt mein Hauptaugenmerk aber der Integration der beiden Betriebsteile der Spitex Zürich. Dabei werde ich von kompetenten Mitarbeitenden im Management, in der Administration, aber auch in den Standorten durch unsere Teams und die Fachdienste unterstützt. Wir konzentrieren uns jedoch weiterhin vor allem und das jeden Tag aufs Neue auf unseren Auftrag: Wir pflegen, betreuen und unterstützen Kundinnen und Kunden in der ganzen Stadt zu Hause, die auf Hilfe angewiesen sind. Diese Aufgabe ist sinnstiftend für die Betroffenen, ihre Angehörigen und unsere ganze Gesellschaft. Das ist unser Ansporn.


Aus- und Weiterbildung:

-    Betriebsökonom FH

-    MSc Integrierte Kommunikation

-    MAS Managed Health Care ZHAW

Berufliche Stationen:

-    Marketingleiter Schweiz. Depeschenagentur

-    Direktor Radio Fribourg-Freiburg

-    Direktor Spitex für Stadt und Land

-    Geschäftsleiter Spitex Zürich Sihl

-    Co-CEO (ab 1.1.2023 CEO) Spitex Zürich

Politisch-gesellschaftliches Engagement:

-    Gewählter GLP-Vertreter in der RGPK der Stadt Wallisellen

-    RPK Katholische Kirchgemeinde Wallisellen