Die Personalsituation auf die Zukunft ausrichten.

Das MP Expertengespräch mit Katja Bruni, Direktion Pflege und MTTB am Universitätsspital Zürich (USZ). Zusammen mit Gabi Brenner, die den Bereich Pflege verantwortet, führt sie den medizinisch-technischen und den medizinisch‑
therapeutischen Bereich
(MTTB) mit 3667 Mitarbeitenden.

Frau Bruni, herzlichen Glückwunsch zum guten Abschneiden beim neusten Health Professional Ranking. Darin wird das USZ zum drittbeliebtesten Arbeitgeber im Schweizer Gesundheitswesen gekürt. Was würden Sie als wesentliche Erfolgsfaktoren für die Attraktivität des USZ als Arbeitgeber bezeichnen? Die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten. Das USZ bietet über 120 Berufsgruppen einen innovativen Arbeitsplatz. Attraktiv ist auch die enge Zusammenarbeit mit der Universität Zürich und der ETH. Aus meiner Sicht sind unsere kontinuierliche Nachwuchsförderung, der Ausbau der interprofessionellen Zusammenarbeit und die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben ebenfalls bedeutend für die positive Bewertung.

Trotzdem trifft der Fachkräftemangel Ihre Direktion in einem besonderen Ausmass. Mit welchen Lösungsansätzen begegnen Sie dieser Problematik? Wie erwähnt, setzen wir einen Schwerpunkt bei der Nachwuchsförderung. Die Auszubildenden profitieren von speziellen Ausbildungskonzepten, die interdisziplinäres und interprofessionelles Lernen und Arbeiten fördern sowie von der engen Zusammenarbeit mit den Ausbildungs-
organisationen und der kontinuierlichen Entwicklung der Berufsbildung auf Grundlage neuster Forschungserkenntnisse. Wir bieten rund 700 Praktika in 15 verschiedenen Bildungsgängen, trotzdem können wir in einzelnen Lehrgängen nicht die ganze Nachfrage decken! Die Erhöhung der Verweildauer im Beruf ist ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt. Diese erreichen wir beispielsweise mit einem spannenden Laufbahnmodell, das eine Spezialisierung in die Richtung Bildung, Führung oder Fachentwicklung ermöglicht. Diesen Ansatz, der in der Pflege schon länger erfolgreich umgesetzt wird, haben wir für den medizinisch-technischen und medizinisch therapeutischen Bereich adaptiert. Da die Digitalisierung die erwähnten Berufsbilder massgeblich beeinflusst, ist die stetige Entwicklung besonders wichtig! Gesamthaft setzen wir uns für eine Aufwertung der Gesundheitsberufe ein. Dazu gehören kompetenzbasierte Lohnmodelle, vielfältige Möglichkeiten Teilzeit zu arbeiten und ein umfassendes Angebot zur Kinderbetreuung.

Der Ausbau der interprofessionellen Zusammenarbeit gehört zu den zentralen Erfolgsfaktoren für den Personalerhalt. Für Grossspitäler, wie das USZ, mit einer engen Anbindung an die Forschung und Lehre, stellt sie eine besondere Heraus-
forderung dar. Wie sieht die Förderung der inter-professionellen Zusammenarbeit am USZ aus?
An erster Stelle müssen die Direktionsmitglieder eine glaubwürdige Vorbildfunktion übernehmen. Von dieser Zusammenarbeit auf der Stufe Direktion profitieren alle Stufen inhaltlich. Beispielsweise werden bei unseren internen Leadership-Kursen alle Führungskräfte, unabhängig von der Profession, gemeinsam ausgebildet. Auch unser Talentpool, das USZ Förderungsprogramm, ist ebenfalls interprofessionell ausgerichtet. Noch einen Schritt weiter gehen wir mit dem Konzept für eine ‘Zürcher Interprofessionelle klinische Ausbildungsstation (ZIPAS)’ (1), die nach skandinavischem Vorbild und in Zusammenarbeit mit Universität Zürich, der ZHAW, der ZAG, dem Careum Bildungszentrum sowie der Careum Stiftung entwickelt worden ist. Um sich auf die spätere Zusammenarbeit vorbereiten zu können, besuchen die Auszubildenden unterschiedlicher Gesundheitsberufe bereits während der Ausbildung interprofessionelle Lehrveranstaltungen. Neu ist die praktische Zusammenarbeit in der Betreuung von Patienten. Dieses Projekt fordert uns und bindet viele Ressourcen, dennoch sind wir alle überzeugt, dass sich dieser Aufwand lohnt!

Sie wollen die Personalsituation am USZ auf die Zukunft ausrichten. Was bedeutet diese Forderung ganz konkret? Das USZ betreut bereits heute in erster Linie Patienten mit hochkomplexen Krankheitsbildern. Diese Ausrichtung dürfte sich in Zukunft noch verstärken, beispielsweise durch den Ausbau der personalisierten Medizin und Robotik-
anwendungen. Während die Verlagerung von der stationären zur ambulanten Behandlung die Anforderungen an die Nachbetreuung erhöht. Mittels zukunftsgerichteter Aus- und Weiterbildungsprogramme wollen wir unsere Mitarbeitenden befähigen, diesen steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Im Weiteren ermöglicht uns die kontinuierliche Auswertung von Qualitätsdaten (2) gezielte Verbesserungen zu realisieren. Davon profitieren alle, die Patientinnen und Patienten, die Mitarbeitenden und die Auszubildenden!


(1) Mehr Informationen zu ZIPAS unter: http://www.usz.ch/bildung/Seiten/zipas.aspx  

(2) Hier finden Sie die aktuellen USZ-Qualitätsberichte: https://usz-jahresbericht.ch/qualitaetsbericht-2018/


Katja Bruni, nach der Ausbildung zur Biomedizinische Analytikerin am Bern Inselspital arbeitet sie in verschiedenen Grossunternehmen und absolviert die Höhere Fach- und Kaderschule labmed. Am Spitalnetz Bern Ziegler übernimmt Katja Bruni die Leitung der biomed-izinischen Analytik. Ab 2002 ist sie für das USZ tätig. Ihren MAS in Health Service Management erlangt sie an FHS St Gallen. 2014 wird sie zur Co-Direktorin Pflege und MTTB und Mitglied der Spitaldirektion USZ ernannt, ab 2019 übernimmt sie die Gesamtverantwortung für das Departement.