Führungskultur als Erfolgsfaktor

Führungskultur

Das MP Expertengespräch mit Norbert Vetterli, Spitaldirektor Kantonsspital Frauenfeld, Verwaltungsdirektor Klinik St. Katharinental und Mitglied der Geschäftsleitung Spital Thurgau AG.


Herr Vetterli, Sie vereinen mit Ihrer Person drei Funktionen in drei unterschiedlichen Gremien. Welches sind die zentralen Elemente, die die Führungskultur in diesen Gremien beeinflussen?

Eine unternehmerische, ganzheitliche und sachbezogene Sichtweise sind sicher wesentliche Elemente. Es kommt immer wieder vor, dass man die teilweise verschiedenen Interessen gegeneinander abwiegen und sich entscheiden muss. Es liegt in der Natur der Sache, dass gewisse Entscheide nicht zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten ausfallen. Auch solche Entscheide müssen allen Betroffenen gegenüber vertreten werden können. Wenn sie sachlich gut belegt sind, kann man damit umgehen.


Welche Möglichkeiten sehen Sie für sich selbst, gestaltend auf die Führungskultur in Ihren Organisationen einzuwirken?

Führungskultur muss authentisch sein und vorgelebt werden - jeden Tag. Dazu tausche ich mich fast täglich mit den Kaderpersonen aus. Wir besprechen insbesondere die heiklen Themen, welche allenfalls hohe Wellen werfen an und versuchen die Lösungsansätze über eine Werthaltung anzupacken. Werthaltungen können, sofern sie zweifelsfrei von allen getragen werden, nicht widersprochen werden. Zudem nehme ich die Kaderpersonen für ihr Tun in die Verantwortung. Es sind ihre Mitarbeitenden, für die sie eine wertschätzende und zukunftsweisende Arbeitsumgebung schaffen müssen.


Wo sehen Sie bei der Führungskultur den grössten Entwicklungsbedarf?

Wenn man die Hebel auch bei sich selber ansetzen muss. Sich selber zu reflektieren ist nicht immer angenehm, aber unerlässlich. Diese selbstkritische Haltung muss von allen Mitarbeitenden – insbesondere aber dem oberen Kader – an den Tag gelegt werden. Je nach Offenheit machen wir das mit Gesprächen im kleineren oder eben auch grösseren Kreis. Wichtig ist dabei, dass für alle Beteiligten ein für sie tragbarer geschützter Raum besteht. Bei uns sind das die Direktion (3 Personen) und die Spitalleitung (12 Personen). Hier wird in den Sitzungen Klartext gesprochen, auch wenn das manchmal weh tut. In der weiteren Linienorganisation gibt es diese geschützen Gefässe selbstverständlich auch.


Wie überprüfen Sie, dass sich die Führungskultur in die gewünschte Richtung entwickelt?

Wir tauschen uns in den verschiedenen Führungsgremien regelmässig dazu aus. Es gehört auch dazu, die früheren Zielsetzungen auf deren Aktualität hin zu hinterfragen, aber auch sein eigenes Tun sachlich einzuschätzen. Dazu müssen sich alle Beteiligten immer wieder auch sehr selbstkritisch reflektieren. Zu gewissen Themen ist ein regelmässiges Controlling aber unerlässlich. So stellen wir regelmässsig Lücken in der kontinuierlichen Kommunikation zu den nächsten Kaderstufen und zu den Mitarbeitenden fest. Hier bleiben wir eng dran, weil eine Kulturveränderung sehr eng mit dem Kommunikationsverhalten und der Kommunikationsqualität zusammenhängt.


Herr Vetterli, was ist Ihr ganz persönlicher Tipp, damit die Führungskultur in einer Organisation langfristig zum Erfolgsfaktor wird?

Führungskultur lässt sich nicht verordnen. Sie muss vorgelebt werden. Wenn man sich als Führungsgremium auf diesen Weg begibt, entsteht eine gemeinsame Werthaltung und ein gemeinsamer Weg dazu – wir sind so etwas wie eine Schicksalsgemeinschaft geworden. Man ist nicht alleine unterwegs, sondern mit Kolleginnen und Kollegen, die sich da und dort auch schwer mit der einen oder anderen Sache tun.


Norbert Vetterli

Spitaldirektor Kantonsspital Frauenfeld
Verwaltungsdirektor Klinik St. Katharinental

GL-Mitglied Spital Thurgau AG / thurmed AG

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Menschen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Antoine de Saint-Exupery